Die zwei indefinidos ...tomaron... und ...imaginé...
beschreiben wieder zwei aufeinanderfolgende Ereignisse einer
Handlungskette. ...Tomaron para mí...
ist ein Verb der mentalen Durchdringung. Mit ...den Engeln, die ihn
retten würden... wird, vom Standpunkt der Vergangenheit aus
gesehen, etwas Zukünftiges imaginiert. Die Zukünftigkeit von
einem Standpunkt der Vergangenheit aus betrachtet, steht normalerweise
im condicional I.
Me
pareció que lo compraría. Mir schien, als
würde er es kaufen.
Wir haben hier aber kein condicional I, sondern ein imperfecto ... debían salvarme...
Dazu José Vera-Morales
"So wie das presente Zukünftiges hinsichtlich des
gegenwärtigen Jetzt bezeichnen kann, so kann das imperfecto
Zukünftiges hinsichtlich eines ehemaligen Jetzt bezeichnen:
Eran las
cinco y media y el tren llegaba a las seis, de modo que no había
razón para inquitarse.
Es war halb sechs, und der Zug sollte um sechs ankommen, zur
Nervosität bestand also kein Anlaß."
und weiter unten: "Gemäß der hier dargestellten Regel stellt das imperfecto
eine Alternative zum condicional bei der Bezeichnung eines prospektiven
Geschehens dar. Bei der Bildung von Hypothesen mit SI ist das
imperfecto obligatorisch."
José Vera-Morales, Spanische Grammatik, dritte Auflage,
München 1999, Seite 331
Es hätte also auch heißen können.
Tomaron para
mí, al principio, el aspecto de la caridad, y los imaginé
ángeles blancos y esbeltos que deberían salvarme.
Eine andere Interpretation ergibt sich, wenn man das imperfecto nicht
als verkappten condicional I, sondern schlicht als imperfecto sieht. In
diesem Fall stünde, nach der Logik der Zeitenfolge, das imperfecto
als Ausdruck der Gleichzeitigkeit. Da aber das Imperfekt und der
Konjunktiv II im Deutschen identisch sind, lautet die Übersetzung
beides mal
gleich.
Man kann das ...debían... also,
immer in der Logik der Zeitenfolge, debían...
als verkappten condicional I (Verweis auf Zukünftiges) oder als
"echtes" imperfecto (Verweis auf Gleichzeitigkeit) sehen. Man kann es
drittens aber auch in einem hypothetischen Zusammenhang auffassen. Dazu
Vera Morales
"Das imperfecto von Modalausdrücken wie PODER,
DEBER, TENER QUE und anderen ersetzt im umgangssprachlichen
Gebrauch das condicional simple, selten den condicional compuesto
dieser Verben im irreal - hypothetischen Zusammenhang."
José Vera-Morales, Spanische Grammatik, dritte Auflage,
München 1999, Seite 330
Tatsächlich macht das aber keinen großen Unterschied, die
deutsche Übersetzung wäre immer die gleiche.
Zu Beginn strahlten sie für mich Barmherzigkeit aus, und sie
erschienen mir wie weiße, schlankwüchsige Engel, die mich
retten sollten.
Keine dieser drei Sichtweisen entspricht aber dem englischen Orginal.
At first they wore the aspect of charity, and seemed white slender
angels who would save me.
Im englischen Orginal haben wir schlicht ein would, das aus der Sicht der Vergangenheit auf
Zukünftiges verweist. Da die Zukunft prinzipiell immer eine
hypothetische Schilderung ist, kann man deber einführen, aber zwingend ist es nicht.
Genau genommen ist es so, dass die spanische Übersetzung
interpretiert. Es hätte auch schlicht
Tomaron para
mí, al principio, el aspecto de la caridad, y los imaginé
ángeles blancos y esbeltos que me salvarían
heißen können. Das hätte dem englischen Orginal
entsprochen. Das ist im übrigen der Weg, den Julio Cortázar
geht.
Al principio
me parecieron símbolos de caridad, como blancos y esbeltos
ángeles que me salvarían; |