Kapitel 22: indirekte Rede und consecutio temporum
22.2 Die
Zeitenfolge
Normalerweise ist die Abfolge der Zeiten durch Tatsachen
festgelegt. Tatsachen richten sich nach der Realität,
sie sind so zu beschreiben, wie sie eingetreten sind,
bzw. eintreten könnten, wenn bestimmte Bedingungen
vorliegen.
Beispiele:
Subió
la escalera y se cayó.
= Er stieg auf die Leiter und fiel herunter.
Estuvo en el hospital
porque se cayó de la escalera.
= Er lag im Krankenhaus, weil er von der Leiter
gefallen ist.
Si sube la escalera
seguramente se va a caer.
= Wenn er auf die Leiter steigt, wird er sicher
herunterfallen.
Si no hubiera subido
la escalera no se habría caído.
= Wäre er nicht auf die Leiter gestiegen,
wäre er nicht herunter gefallen.
Mañana se habrá
quebrado una pierna, porque subirá
la escalera.
= Morgen wird er sich ein Bein gebrochen haben,
da er auf die Leiter steigen wird.
El mundo es, lo que
es el caso.
= Die Welt ist, was der Fall ist.
In diesem Typ von Sätzen haben wir eine einfache
Zeitschiene, auf der sich die Handlungen abspielten.
Es gelten die Regeln, die in Kapitel
6 vorgestellt wurden. Die
Position des Sprechers auf der Zeitschiene ist
bei diesem Typ von Satz irrelevant. Werden Handlungen
aber mental vorgestellt,
weil man glaubt, dass etwas passiert ist, hofft das
etwas passieren wird, weiss, dass etwas passieren könnte
etc. etc. etc. dann wird es komplizierter. Es kommt
dann darauf an, ob die wie auch
immer imaginierte Tätigkeit vor der
Imagination oder danach eingetreten sein soll,
ob die Imagination in
der Vergangenheit stattgefunden
hat, in der Gegenwart oder
in der Zukunft.
Beispiele:
Pienso
y por lo tanto soy. = Ich denke, also
bin ich.
Pensé y por
lo tanto fuí. = Ich dachte, also war
ich.
Pensé y por
lo tanto hube sido. = Ich dachte, also
war ich gewesen.
Pienso y por lo tanto
seré. = Ich denke, also werde
ich sein.
Pensé y por
lo tanto sería. = Ich habe gedacht,
also werde ich sein.
Pienso y por lo tanto
fui. = Ich denke, also war ich.
Bei diesem Typ von Satz, wird alles komplizierter,
denn wir haben eine weitere Dimension,
nämlich die Zeit, in der sich derjenige befindet,
der die Vorgänge imaginiert.
Verdeutlichen wir die Zusammenhänge:
Fall I: Der Handlungsstrang
ist nicht abhängig von der Position dessen,
der die Handlung mental durchdringt.
Dies ist
dann der Fall, wenn allein der Berichterstatter
die Handlung mental durchdringt. Dies ist
der Normalfall, für ihn gilt das in Kapitel
6 Gesagte.
1) Du rauchst
so viele Zigaretten,
dass Du an Krebs erkranken wirst.
2) Du hast
so viele Zigaretten geraucht, dass du an Krebs
erkrankt bist.
3) Wenn du
Zigaretten rauchen wirst,
wirst du an Krebs erkranken.
Fall II: Der Handlungsstrang
ist abhängig von der Position dessen,
der die Handlung mental durchdringt.
Wird der
Handlungsstrang zu einem Zeitpunkt mental
durchdrungen, der nicht deckungsgleich ist
mit dem Zeitpunkt der Berichterstattung, ist
die Position dessen, der die Handlung mental
durchdringt, zu berücksichtigen.
1.a) Ich
dachte immer schon, dass du so viele Zigaretten
rauchst, dass du an Krebs erkranken wirst.
1.b) Ich
werde denken, dass du so viele Zigaretten geraucht
hast, dass du an Krebs erkrankt bist.
1.c) Ich
denke, dass du so viele Zigaretten rauchst,
dass du an Krebs erkranken wirst.
2.a) Ich
dachte, du hast so viele Zigaretten geraucht,
dass du an Krebs erkrankt bist.
2.b) Ich
werde denken, du hast so viele Zigaretten geraucht,
dass du an Krebs erkrankt bist.
2.c) Ich
denke, du hast so viele Zigaretten geraucht,
dass du an Krebs erkrankt bist.
3.a) Ich
dachte, wenn du Zigaretten rauchen wirst,
wirst du an Krebs erkrankekn.
3.b) Ich
werde denken, wenn du Zigaretten rauchen wirst,
wirst du an Krebs erkranken.
3.c) Ich
denke, wenn du Zigaretten rauchen wirst, wirst
du an Krebs erkranken.
Wir können aus dem bis jetzt Dargestellten folgende
Schlüsse ziehen. Steht das einleitende Verb, das
den mentalen Vorgang beschreibt, in unserem Falle denken,
im Präsens, gibt
es keinen Unterschied zwischen Fall
I und Fall II. Diese Erkenntnis ist für
das Spanische relevant.
Steht das Verb, das den mentalen Vorgang beschreibt,
in einer Gegenwartszeit
(presente,pretérito
perfecto, futuro und
futuro compuesta) dann gelten die im siehe Kapitel
6 beschriebenen Verhältnisse. Steht dieses
Verb in einer Vergangenheitszeit
( pretérito imperfecto,
pretérito indefinido,
pluscuamperfecto) gilt
es Regeln zu beachten, die wir im folgenden noch besprechen
werden. Zur Verdeutlichung nochmal die Fälle, wo
es zwischen Fall I und Fall II keine
Unterschiede gibt, da derjenige, der die Handlung mental
durchdringt und derjenige, der berichtet, die
gleiche Position auf der Zeitachse einnehmen.
1) Fall I:Du rauchst so viele Zigaretten, dass Du an Krebs erkranken wirst.
1.c) Fall
II: Ich denke, dass du so viele Zigaretten
rauchst, dass du an Krebs erkranken wirst.
2) Fall I:
Du hast so viele Zigaretten geraucht, dass
du an Krebs erkrankt bist.
2.c) Fall
II: Ich denke, du hast so viele Zigaretten
geraucht, dass du an Krebs erkrankt bist.
3) Fall I:Wenn
du Zigaretten rauchen wirst, wirst du an Krebs
erkranken.
3.c) Fall
II: Ich denke, wenn du Zigaretten rauchen
wirst, wirst du an Krebs erkranken.
Wie deutlich zu sehen, ist eine Fallunterscheidung
dann nicht zu treffen, wenn
das einleitende Verb der geistigen Tätigkeit in
einer Gegenwartszeit steht, weil dann der
Zeitpunkt der mentalen Durchdringung und der Zeitpunkt
des Berichtes überhaupt nicht auseinandertrifften.
In diesem Fall sind lediglich die Regeln aus Kapitel
6 zu berücksichtigen
Gegenwartszeiten
sind im Spanischen:
presente
pretérito perfecto
futuro
futuro perfecto
Das Problem entsteht, wie die obigen Zeichnungen veranschaulichen,
nur, wenn der Zeitpunkt der mentalen Durchdringung der
Handlungsabläufe in einer Vergangenheitszeit liegt.
In diesem Falle sind besondere Regeln zu berücksichtigen,
die wir im folgenden vorstellen werden.
Bevor wir die Problematik systematisch durchdringen,
machen wir uns ersteinmal richtig klar, was das Problem
ist. Unsere Überlegungen illustrieren wir anhand
des unten stehenden Satzes.
Beispiel:
Cortaron el
árbol. = Sie
fällten den Baum.
Nun
ist klar, dass der Ursprungssatz je nach Situation
abzuändern ist.
bei
Vorzeitigkeit Creyó que habían cortado
el árbol. =
Er dachte, dass sie den Baume gefällt
hatten.
bei Gleichzeitigkeit
Creyó que cortaban el árbol.
= Er dachte, dass
sie den Baum fällen.
bei Nachzeitigkeit
Creyó que cortarían
el árbol. =
Er dachte, dass sie den Baum fällen werden.
Wir sehen also, dass die Regeln aus
Kapitel 6 nicht mehr gelten, weil in dem Moment,
in dem Ereignisse mental durchdrungen
werden und das Verb der mentalen
Durchdringung in einer Vergangenheitszeit
steht, andere Aspekte zu berücksichtigen
sind. Bei Vorzeitigkeit wird
der pretérito pluscuamperfecto
verwendet, bei Gleichzeitigkeit
der imperfecto und bei
Nachzeitigkeit der
condicional.
Systematisch
dargestellt, ergibt sich also folgendes Bild.
Gegenwarts-
zeiten
presente
pretérito perfecto
futuro
futuro perfecto
Die
Zeiten folgen den Regeln, die im Kapitel
6 beschrieben wurden.
bei
Vorzeitigkeit: pluscuamperfecto
bei Gleichzeitigkeit: pretérito imperfecto
bei Nachzeitigkeit und nicht abgeschlossener
Handlung: condicional
simple
bei Nachzeitigkeit und abgeschlossener Handlung: condicional
compuesto
Nebenbemerkung
1:
Man könnte
bei vielen Verben, die auf die mentale Durchdringung
abstellen versucht sein, an die Regeln zu
denken, die im Kapitel
9.6 beschrieben wurden. Dort werden
aber Verben diskutiert, die den subjuntivo
verlangen, hier geht es um Verben, die
den Indikativ verlangen. Bei Verben wie suponer, creer, pensar, presumir etc.
könnte man versucht sein anzunehmen,
dass sie den subjuntivo nach sich ziehen. Sie tun dies nicht! Nur unpersönliche
Stellungnahmen des Zweifels und der Unsicherheit wie es
posible, es
raro, es
improbable, puede ser etc.
ziehen den subjuntivo nach sich. Verben jedoch, die ebenfalls Unsicherheit oder Zweifel ausdrücken, wie presumir, suponer, creer etc. tun dies nicht.
Nebenbemerkung
2:
Im Spanischen könnte man versucht sein zu glauben,
dass nach presumir (vermuten), suponer (annehmen), creer (glauben)
der subjuntivo erfolgt. Er tut es nicht. Es erfüllt
uns nun mit Verwunderung festzustellen, dass
im Deutschen nach diesen Verben manchmal der Konjunktiv folgen kann (nicht muss). Wir erwähnen
dies, weil wir auf diese Tatsache gleich zurückkommen.
Creía
que se encontraba en el hospital. = Er glaubte,
dass er im Krankenhaus sei
= Er glaubte, dass er im Krankenhaus wäre
= Er glaubte, dass er im Krankenhaus ist.