Wir haben
im Vergleich zu dem vorletzten Satz einen
Zeitenwechsel.
a) Me había equivocado mucho
con respecto a sus dimensiones.
b) Durante
unos minutos, ese descubrimiento me turbó grandemente.
Der erste Satz schildert eine Vorvergangenheit,
da er sich jetzt ja über die Dimensionen
seines Kerkers im Klaren geworden ist und
ihn diese Entdeckung ja jetzt nicht mehr überrascht.
Bei a) deutet aber außer dem Plusquamperfekt
nichts auf die Vorvergangenheit hin (außer
der Logik der Erzählung). Das indefinido
alleine hätte, mangelns eines anderen
Hinweises, nicht deutlich zum Ausdruck
gebracht, dass er seine falschen Ansichten
hinsichtlich der Dimensionen seines Kerkers
schon in der Vergangenheit korrigiert hatte.
Wir haben es nicht mit so einem krassen
Fall zu tun, wo die Vorzeitigkeit logischer
Bestandteil der Aussage ist, wie in diesem
Beispiel.
korrekt: Había notado
un número falso y por eso no pude
llamar.
inkorrekt: Noté un número
falso y por eso no pude llamar.
korrekt:
Ich hatte die falschen Nummer notiert und
konnte deshalb nicht anrufen.
inkorrekt:
Ich notierte die falschen Nummer und konnte
deshalb nicht anrufen.
Bei diesen Sätzen
sieht jeder sofort ein, dass das pluscuamperfecto
stehen muss, weil ohne eine deutliche Markierung
der Vorzeitigkeit der Satz so richtig gar
keinen Sinn macht. Unser Satz ... Me había
equivocado mucho con respecto a
sus dimensiones... ist nicht so krass,
dennoch ist das pluscuamperfecto in diesem
Beispiel besser als das indefinido. Das
indefinido drückt nicht aus, dass
er seine irrige Ansicht in einer Vorvergangenheit korrigiert
hätte. Man sieht das vielleicht deutlicher,
wenn man andere Sätze dagegen hält.
Me equivoqué una vez y esto basta.
Ich habe mich einmal geirrt und das reicht.
Hier wird die Handlung nicht in der Vergangenheit
korrigiert, sondern in der Gegenwart. Mangelns
anderer Angaben, die auf eine Vorvergangenheit
schließen lassen, ist bei a) also
das pluscuamperfecto zu wählen, der
eindeutig zum Ausdruck bringt, dass es
sich um eine Vorvergangenheit handelt.
Anders ist das bei b). Bei b) ist ein Zeitraum
angegeben, die Handlung ist von daher schon
als in der Vergangenheit abgeschlossen
charakterisiert. Es bedarf keines pluscuamperfectos
mehr.
Um die Sache mal auf den Punkt zu
bringen. Haben wir die Beschreibung einer
Handlungskette, dann sind manche dieser
Handlungen Vorvergangenheit, eigentlich
alle Handlungen vor der letzten Handlung.
Was der Duden zu dieser Thematik sagt,
ist zwar nicht falsch, aber zu oberflächlich.
"Das
Plusquamperfekt unterscheidet sich vom
Perfekt dadurch, dass es Vollzug oder
Abschluß eines Geschehens als gegebene
Tatsache nicht für die Gegenwart oder
für die Zukunft feststellt, sondern
für einen Zeitpunkt der Vergangenheit. "
und
weiter unten
"In diesem Text von Thomas
Mann wird der Bezugszeitpunkt mit in den
zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts angegeben.
Der Zeitpunkt, zu dem die das im Plusquamperfekt
genannte Geschehen abgelaufen ist, liegt
davor und wird dem Leser einmal durch ganz
zu Anfang des Krieges und ein anderes Mal
durch nach dem Verlust des Gatten mitgeteilt.
Das Plusquamperfekt dient also als Tempus
der Vorzeitigkeit ("Vorvergangenheit")."
Duden,
Grammatik, 5. Auflage, Mannheim 1995, Seite
151
Es ist prinzipiell keine sinnvolle
Methode, anhand eines isolierten Beispieles
irgendetwas beweisen zu wollen, und zweitens
versucht der Duden das Plusquamperfekt
lediglich vom Perfekt abzugrenzen, was
einfach ist. Das eigentliche Problem ist
aber nicht die Abgrenzung zum Perfekt, sondern
die Abgrenzung zum Imperfekt. Auch in dem
vom Duden angeführten Beispiel von
Thomas Mann setzt die Erzählung im
Imperfekt ein, um dann ins Plusquamperfekt
zu wechseln. In dem angeführten Beispiel
gibt es kein einziges Perfekt. Das Deutsche
besitzt die Sensibilität für
das Zeitensystem nicht, es geht im Sprachgebrauch
wild durcheinander. Das Perfekt beschreibt
aber eine Handlung, die in der Vergangenheit
abgeschlossen wurde, deren Konsequenzen aber
in der Gegenwart spürbar sind. Das
Plusquamperfekt beschreibt eine Handlung,
die in der Vergangenheit abgeschlossen
wurde, die aber keine Konsequenzen im Sprechzeitpunkt
hat. Konsequenzen hat die im Plusquamperfekt
beschriebene Handlung für einen Zeitraum
in der Vergangenheit.
Ich habe meinen Führerschein
verloren, ich kann nicht Auto fahren.
=> Konsequenz
in der Gegenwart spürbar.
Ich hatte
meinen Führerschein verloren, deswegen
konnte ich nicht Auto fahren.
=> Konsequenz
in der Gegenwart nicht mehr spürbar.
Das eigentliche Thema ist aber die Abgrenzung
des Imperfekts vom Plusquamperfekt.
Die
Vorzeitigkeit alleine erzwingt kein Plusquamperfekt.
In der Regel ist sowohl die Kombination
Imperfekt / Imperfekt, wie auch die Kombination
Plusquamperfekt / Plusquamperfekt möglich.
Im ersten Weltkrieg spielten Flugzeuge
noch keine Rolle,
im zweiten Weltkrieg
entschieden sie den Ausgang des Krieges.
Im ersten Weltkrieg hatten Flugzeuge noch
keine Rolle gespielt,
im zweiten Weltkrieg
entschieden sie den Ausgang des Krieges.
(Da die Sensibilität des Deutschen
gering ist, würde sogar das gehen.
Im ersten Weltkrieg haben Flugzeuge noch
keine Rolle gespielt,
im zweiten Weltkrieg
entschieden sie den Ausgang des Krieges.)
Die Frage lautet also kurz und bündig,
wann kann das Imperfekt das Plusquamperfekt
nicht ersetzen, wann unterscheidet auch
das wenig sensible Deutsche. Das Imperfekt
im Deutschen ist, dies wurde schon mehrfach
erwähnt, zweideutig. Er drückt
sowohl die Gleichzeitigkeit von Handlungen,
wie auch die Nachzeitigkeit aus. In der
Regel ergibt sich aus der Zusammenhang,
was gemeint ist.
Er schrieb einen Brief
und trank ein Bier . => Gleichzeitigkeit
Er schrieb einen Brief, ging dann in die
Kneipe und trank ein Bier. => Nachzeitigkeit.
Wenn es jetzt wesentlich darauf ankommt,
diese Zweideutigkeit aufzuheben, also eindeutig
Nachzeitigkeit auszudrücken und die
Gleichzeitigkeit auszuschließen,
kann das Imperfekt nicht verwendet werden,
denn er drückt sowohl das eine, wie
auch das andere aus. In diesem Fall kann
nur das Plusquamperfekt stehen, und auch
das nicht besonders sensible Deutsche wird
ihn in so einer Situation verwenden.
Ich
hatte es ihm gesagt, aber er machte es
trotzdem. => eindeutig vorzeitig
Ich
sagte es ihm, aber er machte es trotzdem.
=> entweder gleichzeitig oder vorzeitig
Ich hatte das Warnschild nicht gesehen,
und deshalb ging ich hinein. => eindeutig
vorzeitig
Ich sah das Warnschild nicht,
und deshalb ging ich hinein. => entweder
gleichzeitig oder vorzeitig
Dass es den
Sprechern selten darauf ankommt, sich klar
auszudrücken, weil sich aus den Umständen
ergibt, was gemeint ist, ist ein anderes
Thema. Will man sich aber klar ausdrücken,
kann bei Vorzeitigkeit das Imperfekt nicht
für das Plusquamperfekt stehen, denn
dieses ist zweideutig. Der Sinn kann sich
radikal ändern, je nachdem, welche
Zeit verwendet wird.
a) Obwohl er krank
war, hat er das Rennen gewonnen.
b) Obwohl
er krank gewesen war, hat er das Rennen
gewonnen.
Bei a) war er zum Zeitpunkt des
Rennens krank und hat gewonnen. Bei b)
war er vor dem Rennen krank, konnte also
zum Beispiel nicht richtig trainieren,
hat aber trotzdem das Rennen gewonnen.
Das Imperfekt kann auch dann das Plusquamperfekt
nicht ersetzen, wenn eine Handlung logische
Konsequenz einer Handlung der Vorvergangenheit
ist.
richtig : Er hatte es ausprobiert,
wußte also, was passieren würde.
falsch: Er probierte es aus, wußte
also, was passieren würde.
Der zweite
Satz ist Unsinn, das Imperfekt lässt
eine Gleichzeitigkeit zu, die logisch ausgeschlossen
ist. Wir sehen also, dass die ganze Angelegenheit
kompliziert ist, und die Bemerkungen des
Duden nicht geeignet sind, die Problematik
in seiner Vielschichtigkeit zu erfassen.
Es wurde die These aufgestellt, dass das
Imperfekt im Einzelfall für das Plusquamperfekt
stehen kann und das indefinido für
das pluscuamperfecto, wenn durch Adverbien
schon gekennzeichnet ist, was gemeint ist.
Betrachten wir einmal diesen Satz.
Er las
die Zeitung, er wußte es.
Dieser
Satz lässt zwei Interpretationen
zu. Er wußte, dass irgendeine wichtige
Information in der Zeitung stehen würde,
und foglich las er sie. Der Satz kann aber
auch bedeuten, dass er die Zeitung gelesen
hatte, und infolgedessen irgendetwas wußte.
Wir haben nun zwei Möglichkeiten
zu klären, was gemeint ist. Mit einer
Konjunktion oder mit einem Plusquamperfekt.
Er hatte die Zeitung gelesen, er wußte
es.
Er las die Zeitung und deshalb wußte
er es.
Wenn der Sinn erschlossen werden
kann, braucht man das Plusquamperfekt nicht
und viele Deutschen setzen ihn dann auch
nicht. Das Plusquamperfekt kann auch dann
nicht durch das Imperfekt ersetzt werden,
wenn die Ereignisse entgegen dem Zeitablauf
geschildert werden. Dieser Satz macht so
richtig keinen Sinn.
Die Geburtstagsfeier
begann, und er vergaß das Geschenk.
Der hier schon.
Die Geburtatsfeier begann,
und er hatte das Geschenk vergessen. |