Wir haben
mit es mit ... he
podido saber nunca ... mit einem, in diesem Text ziemlich selten
auftauchenden, pretérito perfecto
zu tun.
Machen wir uns mal darüber
Gedanken, welche Alternativen wir zum pretérito
perfecto gehabt hätten.
a) No he podido
saber nunca ...
b) No podía saber
nunca ...
c) No pude saber nunca ...
Vorab
sei bemerkt, dass alle drei Versionen richtig
sind und in dem jeweils dazu passenden
Kontext auch verwendet werden.
Formal gesehen haben wir
es mit einem normalen pretérito
perfecto zu tun. Geschildert wird eine
Handlung, die in der Vergangenheit einsetzt
und in der Gegenwart andauert, allerdings
habe wir es hier wohl mit einer Demonstration
am ungeeigneten Objekt zu tun, denn es
ist der Nichteintritt der Handlung, die
bis zum Sprechzeitpunkt andauert. Er hat
es in der Vergangenheit nicht gewußt
und weiß es in der Gegenwart immer
noch nicht. Was den Übersetzer veranlasst
hat, so kompliziert zu konstruieren, wissen
wir nicht. Der englische Orginalsatz mag
zwar grammatikalisch auch merkwürdig
sein, aber er ist von schlichter Schönheit.
How long it lasted of course I
know not; but when once again I unclosed my eyes the objects
around me were visible.
Im englischen Orginalsatz
steht ein schlichtes Präsens und man
wird wohl zustimmen, dass das Nichtwissen,
das in der Vergangenheit einsetzt und sich
bist zum Erzählzeitpunkt hinzieht,
schlicht mit ...Ich
weiß nicht... übersetzt
werden könnte,
also mit ...No lo sé.
Und genau so übersetzt Julio Cortázar.
No sé, en verdad, cuánto
duró, pero cuando volví a
abrir los ojos, los objetos que me rodeaban
eran visibles.
Das klärt natürlich
unsere grundlegende Frage nicht. Warum
verwendet er das pretérito perfecto
und nicht das pretérito imperfecto
oder das pretérito indefinido.
Das
pretérito indefinido können
wir ausschließen, denn das müsste
dann mit ...erfahren bzw.
mit in Erfahrung bringen... übersetzt
werden. Das indefinido von ...saber... muss
genauso wie das indefinido von ...poder
saber... als Verb der geistigen Tätigkeit
gesehen werden, folglich bezeichnet das
indefinido entweder das erstmalige auftreten
der Imagination oder die Abgeschlossenheit.
.
Beginn der Imagination (Ubersetzung mit
in Erfahrung bringen)
No pude saber
si era cierto o no lo de los soldados,
pero los taxistas en general encarnan el
imaginario colectivo de una sociedad. => Ich
konnte nicht in Erfahrung bringen, ob das
mit den Soldaten richtig war, aber im Allgemeinen
stellen die Taxifahrer die kollektive Vorstellungswelt
einer Gesellschaft dar. No pude saber más,
pues vencieron los dos minutos. Mehr konnte
ich nicht in Erfahrung bringen, weil die
zwei Minuten um waren. No pude saber cómo
terminó. = Ich konnte nicht in Erfahrung
bringen, wie es geendet hat.
Imagination
als abgeschlossene Handlung in abgeschlossener
Vergangenheit (Übersetzung mit wissen)
En este entonces nadie pudo saber que todo resultara
en un desastre.
= Damals konnte niemand wissen,
dass alles in einem Desaster enden wird.
No pudieron saberlo, porque nadie se lo
había dicho.
= Sie konnten es nicht
wissen, denn niemand hatte es ihnen gesagt.
Keiner dieser beiden Fälle liegt aber
hier vor. Weder handelt es sich um einen
abgeschlossenen Vorgang in abgeschlossener
Vergangenheit, noch wird auf den Beginn
der Imagination abgestellt.
Das pretérito
imperfecto beschreibt einen Vorgang, der
keinen Bezug zur Gegenwart hat, der sich
in der Vergangenheit gewohnheitsmäßig
wiederholte und / oder dessen Anfang und
Ende unbekannt ist oder nicht interessiert.
Es gibt also hinsichtlich der Verwendung
des imperfecto in diesem Satz mehrere Probleme.
Erstens kennen wir den Beginn der Handlung
(bzw. der Nichthandlung). Es kann nur der
Moment sein, nachdem er wieder aufgewacht
ist. Weiter will er betonen, dass er bis
zu dem Zeitpunkt, in dem er die Geschichte
schreibt, nicht hat in Erfahrung bringen
können, wie lange er geschlafen hat.
Es soll also ein Bezug zur Gegenwart hergestellt
werden. Es gibt aber noch ein stärkeres
Argument, das gegen das imperfercto spricht.
Das imperfecto beschreibt prinzipiell Grundhandlungen,
bettet folglich die folgenden Handlungen
in die im imperfecto beschriebene Handlung
ein. Wir sehen die Problematik auch, wenn
wir den Satz mit dem deutschen Imperfekt
konstruieren, auch im Deutschen wird er
dann merkwürdig.
Ich konnte nie wissen,
wie lange es dauert. Das heißt etwas
anderes.
Das heißt, dass er nie wußte,
wie lange es dauert. Wenn er z.B. zum Friseur
ging, wußte er nie, wie lange es
dauert. Das ist auch nicht ganz unser Fall.
Auf Spanisch alllerding hätten wir
noch ein viel gravierendes Problem, der
Satz wäre grammatikalisch schlicht
falsch.
Falsch: No podía saber nunca
cuánto tiempo duró
Ist falsch. Saber ist
ein Verb der mentalen Durchdringung und
folglich sind die Regeln der consecution
temporum anzuwenden. Steht das Verb also
in einer Vergangenheitszeit und ... no
podía ...
ist eine Vergangenheitszeit, dann kann
nie das indefinido folgen. Möglich
wäre also höchstens so was.
No
podía saber nunca cuánto
tiempo duraba.
Das wiederum bedeutet aber
nicht das, was wir sagen wollen, und folglich
bleibt nur das pretérito perfecto übrig. Wie oben aber bereits
erwähnt, ist der schlichte Präsens
die eleganteste Lösung, insbesondere
auch deswegen, weil er am dichtesten am
englischen Orginalsatz ist. |