Wir lesen in allen Grammatiken,
dass das indefinido des Verbes tener
bekommen bedeutet, das imperfecto haben. Das ist zwar, exempla statut,
nicht richtig falsch, es ist aber auch nicht richtig richtig. Das
indefinido ...tuve... bereitet Schwierigkeiten. Tener gehört zu der Gruppen von Verben,
wie auch creer, parecer, sentir
etc. bei der das indefinido sowohl den Beginn der Tätigkeit
kennzeichnet, eine punktuelle Handlung, wie auch die Abgeschlossenheit.
Es stellt sich nun die Frage, welche Verwendung hier vorliegt? Die
Antwort erschüttert uns, denn sie lautet weder noch. Es ist mit hatten zu übersetzen, dass das mit den
Erklärungen in allen Grammatiken nicht übereinstimmt ist
unerheblich. Das ...momentos... steht im Plural, das heißt, es
handelt sich um aufeinanderfolgende Handlungen (wir werden den
Unterschied zu sich wiederholenden Handlungen, die ja bekanntlich im
imperfecto stehen, an späterer Stelle nochmal herausarbeiten.) Das
heißt, dass wir es mit aufeinanderfolgenden Handlungen zu tun
haben, wobei es egal ist, dass es immer wieder die gleichen Handlungen
sind, die aufeinanderfolgen.
Leider ist das nicht unser einziges Problem, wir haben noch eines.
Betrachten wir mal die zwei spanischen Übersetzungen und die
englischen Orginalsätze. Wir werden gleich sehen, warum es Sinn
macht, sich einen größeren Textabschnitt zu
vergegenwärtigen.
"Unsere" Übersetzung
En medio de mis repetidos e insensatos esfuerzos, en medio de mi
enérgica tenacidad en recoger algún vestigio de ese
estado de vacío aparente en el que mi alma había
caído, hubo instantes en que soñé triunfar. Tuve momentos breves, brevísimos en que
he llegado
a condensar recuerdos que en épocas posteriores mi razón
lúcida me ha afirmado no poder
referirse sino a ese estado en que parece aniquilada la conciencia. Muy
confusamente me presentan esas sombras
recuerdos de grandes figuras que me levantaban,
transportándome silenciosamente hacia abajo, aún
más hacia abajo, cada vez más abajo, hasta que me
invadió un vértigo espantoso a la simple idea del
infinito en descenso. También me recuerdan no sé
qué vago espanto que experimentaba el corazón,
precisamente a causa de la calma sobrenatural de ese corazón.
Halten wir einmal die Übersetzung Julio Cortázars dagegen.
Entre frecuentes y reflexivos esfuerzos para recordar, entre acendradas
luchas para apresar algún vestigio de ese estado de aparente
aniquilación en el cual se había hundido mi alma, ha habido momentos en que he vislumbrado el triunfo; breves,
brevísimos períodos en que pude
evocar recuerdos que, a la luz de mi lucidez posterior,
sólo podían referirse a
aquel momento de aparente inconsciencia. Esas sombras de recuerdo me muestran, borrosamente, altas siluetas que me alzaron y me llevaron en silencio,
descendiendo... descendiendo... siempre descendiendo... hasta que un
horrible mareo me oprimió a la sola idea de lo interminable de
ese descenso. También evocan el vago horror que sentía mi
corazón, precisamente a causa de la monstruosa calma que me
invadía.
So richtig beantwortet das unsere Frage aber auch nicht, da das
englische Orginal vollkommen anders konstruiert.
Amid frequent and thoughtful endeavours to remember , amid earnest
struggles to regather some token of the state of seeming nothingness
into which my soul had lapsed, there have been
moments when I have dreamed of
success; there have been brief, very
brief periods when I have conjured up
remembrances which the lucid reason of a later epoch assures me could have reference only to that condition
of seeming unconsciousness. These shadows of memory tell indistinctly of tall figures that lifted and bore me in silence down -- down
-- still down -- till a hideous dizziness oppressed me at the mere idea
of the interminableness of the descent. They tell also of a vague
horror at my heart on account of that heart's unnatural stillness.
Wir sehen also, dass hier die zwei spanischen Übersetzungen sich
hinsichtlich des Zeitensystems erheblich unterscheiden und keine der
zwei Übersetzungen mit dem englischen Orginal übereinstimmt.
Das englische Orginal hat nun
einen Wechsel in der Perspektive, der Erzählzeitpunkt wird
in die Gegenwart verrückt, wird verlegt, da das present perfect
eine Verbindung zur Gegenwart herstellt. Das Plusquamperfekt ...could
have had... ist dazu vorzeitig, denn es gibt eine ...later epoch....
Mit dem Präsens ...tell... ist er dann endgültig in der
Gegenwart angekommen, seine Erinnerungen der Gegenwart lassen vor
seinem geistigen Auge die ...tall figures... auferstehen, die ihn in
der Vergangenheit ...lifted... und ...bored haben. Der Leser wird nicht
überzeugt sein von dieser Begründung. Er wird aber sofort
einsehen, dass das Plusquamperfekt und das past perfect nicht stehen
kann, wenn er diese beiden Versionen miteinander vergleich.
Version mit Imperfekt
Inmitten meines wiederholten Bemühens mich zu erinnern, inmitten
der ernsten Kämpfe etwas von dem Zustand des offensichtlichen
Nichts, in welchen mein Bewußtsein geglitten war, wieder zu
erlangen, gab es Momente, wo ich an ein Gelingen glaubte, ich konnte
Erinnerungen wachrufen, die mein klarer Verstand eines späteren
Stadiums nur dem Zustand scheinbarer Bewußtlosigkeit zuordnen
konnte. All diese Schatten der Erinnerung erzählen von
großen Gestalten, die mich emporhoben und schweigend hinabtrugen,
hinab, immer weiter hinab, bis allein schon die Idee des unendlichen
Hinabgleitens ein furchtbares Schwindelgefühl in mir hervorrief.
Sie erzählen auch von einem unbestimmten Ensetzen, von dem mein
Herz bedingt durch seine unnatürliche Regunglosigkeit erfasst
wurde. Dann der Eindruck, dass alles ins Stocken gerate, ganz so als ob
die, die mich trugen (ein gespenstischer Zug), bei ihrem Hinabschreiten
die Grenzen des Grenzenlosen überschritten hätten und nun
ausruhten von der Mühsal ihrer Werkes. Dann erinnere ich mir an
ein flaches Liegen und an einen Dunst. Dann der Wahnsinn -- der
Wahnsinn der Erinnerung, die sich mit dem Unfaßbaren abmüht.
Version mit Plusquamperfekt
Inmitten meines wiederholten Bemühens mich zu erinnern, inmitten
der ernsten Kämpfe etwas von dem Zustand des offensichtlichen
Nichts, in welchen mein Bewußtsein geglitten war, wieder zu
erlangen, hatte es Momente gegeben, wo ich an ein Gelingen
geglaubt hatte, ich hatte Erinnerungen wachrufen können, die mein
klarer Verstand eines späteren Stadiums nur dem Zustand
scheinbarer Bewußtlosigkeit hatte zuordnen können. All diese
Schatten der Erinnerung hatten von großen Gestalten erzählt,
die mich emporgehoben hatten und schweigend hinabgetragen hatten,
hinab, immer weiter hinab, bis allein schon die Idee des unendlichen
Hinabgleitens ein furchtbares Schwindelgefühl in mir hervorgerufen
hatte. Sie erzählen auch von einem unbestimmten Ensetzen, von dem
mein Herz bedingt durch seine unnatürliche Regunglosigkeit erfasst
worden war. Dann der Eindruck, dass alles ins Stocken geraten
wäre, ganz so als ob die, die mich getragen hätten (ein
gespenstischer Zug), bei ihrem Hinabschreiten die Grenzen des
Grenzenlosen überschritten hätten und nun ausgeruht hatten
von der Mühsal ihrer Werkes. Dann erinnere ich mich an ein flaches
Liegen und an einen Dunst. Dann der Wahnsinn -- der Wahnsinn der
Erinnerung, die sich mit dem Unfaßbaren abgemüht hatte.
Noch eine Version mit dem Perfekt abzubilden können wir uns
sparen, das Perfekt und das Imperfekt liegen im Deutschen zu dicht
beienander, als dass uns das noch weitere Erkenntnisse liefern
könnte. Wir werden noch Anlaß haben, über den
Unterschied zwischen dem Plusquamperfekt und dem Imperfekt
ausführlich zu diskutieren. Es gibt Fälle, wo das Imperfekt
das Plusquamperfekt ersetzen kann, und es gibt Fälle, wo dies,
soll der Sinn des Satzes erhalten bleiben, nicht möglich ist. Die
Version mit Imperfekt unterscheidet sich von der Version mit
Plusquamperfekt dadurch, dass bei letzterer der Erzählzeitpunkt in
die Vergangenheit verlagert wird, was wiederum suggeriert, dass es
danach noch Ereignisse gibt, für die diese Ereignisse in einer
Vergangenheit relevant sind, etwa weil diese Ereignisse in einer
Vergangenheit relativiert oder revidiert worden sind. Tatsächlich
ist dem aber nicht so.
Bei den spanischen Versionen kann man sich die Unterschiede
pretérito indefinido / pretérito perfecto einerseits
durch das Bestreben Julio Cortázars dicht am englischen Orginal
zu bleiben erklären. Andererseits kann man, wie oben breits
bemerkt, einen engen oder weniger engen Bezug zur Gegenwart des
Erzählers sehen. Wir sollten hier nicht weiter nach
Begründungen suchen, warum die beiden Übersetzungen mit
unterschiedlichen Zeiten arbeiten, zumal es auch nicht so ist, dass der
eine durchgängig das indefenido, der andere durchgängig das
pretérito perfecto verwendet. Beide vermischen diese Zeiten.
Auffallend ist noch die Stelle, wo "unsere" Übersetzung das
pretérito perfecto verwendet, Julio Cortázar aber ein
imperfecto.
Tuve momentos breves, brevísimos en que he llegado a condensar
recuerdos que en épocas posteriores mi razón
lúcida me ha afirmado no poder
referirse sino a ese estado en que parece aniquilada la conciencia.
Breves, brevísimos períodos en que pude evocar recuerdos
que, a la luz de mi lucidez posterior, sólo podían referirse a aquel momento de
aparente inconsciencia.
Hier muss allerdings gesagt werden, dass die Konstruktion völlig
unterschiedlich ist. Etwas bestätigen
ist ein punktueller Prozeß, wohingegen sich
auf etwas beziehen ein andauernder Prozeß ist, die
unterschiedlichen Zeiten ergeben sich von daher aus der
unterschiedlichen Übersetzung.
Im nächsten Satz konstruiert "unsere" Übersetzung mit dem
imperfecto, während Julio Cortázar mit dem indefinido
konstruiert.
Muy confusamente me presentan esas sombras recuerdos de grandes figuras
que me levantaban,
transportándome silenciosamente hacia abajo, aún
más hacia abajo, cada vez más abajo, hasta que me
invadió un vértigo espantoso a la simple idea del
infinito en descenso.
Esas sombras de recuerdo me muestran, borrosamente, altas siluetas que
me alzaron y me llevaron en silencio,
descendiendo... descendiendo... siempre descendiendo... hasta que un
horrible mareo me oprimió a la sola idea de lo interminable de
ese descenso.
Julio Cortázar sieht das Hochheben und das anschließende
hinab Tragen als zwei aufeinander folgende Vorgänge. "Unsere"
Übersetzung sieht es als einen andauernden Vorgang. |