Auch
hier müssen wir, so irrelevant das
im Grunde ist, etwas zur Übersetzung
sagen, denn sie ist schwer verständlich,
weil sie nicht richtig ist.
Der englischen
Orginalsatz lautet so.
Yet one minute and
I felt that the struggle would be over.
Korrekt ist die Übersetzung von Julio
Cortázar.
Un minuto más,
sin embargo, y la lucha terminaría.
Eine Minute später jedoch, und der
Kampfe würde zu Ende sein.
Wie deutlich
zu sehen, konstruieren Julio Cortázar
und "unsere" Übersetzung hinsichtlich
des Zeitensystems völlig unterschiedlich.
Das ... habían de ... unserer Übersetzung
ist vom Typ haber
de + Infinitiv und entspricht im Grunde
dem deutschen müssen. Müssen wiederum
liegt sehr dicht bei sollen,
wir diskutieren das ausführlich im
Kapitel Kapitel
20. Die Quintessenz der ganzen Diskussion
ist, dass die Unterschiede zwischen müssen und sollen etwa
die gleichen sind, wie zwischen tener
que,
haber
de und deber.
Wenn aber die Konstruktion haber
+ de + Infinitiv für müssen steht,
dann haben wir ein Problem, weil in dem
hier vorliegenden Fall eine Vermutung ausgedrückt
wird, und Vermutungen können im Deutschen
sehr wohl durch das Imperfekt von sollen ausgedrückt
werden, nicht aber durch das Imperfekt
von müssen.
Richtig: Er sollte es wissen, frag ihn
doch mal. Falsch: Er musste es wissen,
frag ihn doch mal.
Will man mit müssen eine Vermutung
ausdrücken, muss man dies
mit dem Konjunktiv II tun.
Richtig: Er
müsste es wissen, frag ihn doch mal.
Wenn der Satz "unserer" Übersetzung
richtig ist, und davon ist auszugehen,
dann kann man im Spanischen mit dem Imperfekt
Indikativ der Konstruktion haber + de + Infinitiv eine
Vermutung ausdrücken, denn
tatsächlich wird eine Vermutung ausgedrückt.
Er vermutet, dass sie (dieses sie bezieht
sich fälschlicherweise
auf die Riemen, aber das ist egal) bald
durchtrennt sein würden, er weiß es
nicht.
Julio Cortázar konstruiert
vollkommen anders.
Un minuto más,
sin embargo, y la lucha terminaría.
Er verwendet einen condicional I, der,
insbesondere wenn er eingebettet ist in
eine Zeitenfolge, auf die Zukünftigkeit
einer Handlung aus der Sicht der Vergangenheit
abstellt, aber eben auch eine Vermutung
ausdrücken kann. Dass Zukünftigkeit
und Vermutung relativ dicht bei einander
liegen, ist klar, denn eine Aussage über
die Zukunft ist, so bedauerlich das ist,
im Grunde immer eine Vermutung.
Zum condicional
I als Ausdruck einer Vermutung José Vera
Morales.
"Der condicional simple wird verwendet
bei vom gegenwärtigen Standpunkt aus
gemachten Vermutungen über Tatbestände
und Ereignisse der abgeschlossenen Vergangenheit.
Im Deutschen steht dafür Perfekt oder
Präteritum mit einem Partikel wie ...vielleicht, wohl..., oder die entsprechende
Form eines Modalverbes.
El conducto se
puso a cantar. = Der Fahrer fing an zu
singen.
Estaría borracho. = Er war
vielleicht betrunken."
José Vera
Morales, Spanische Grammatik, dritte Auflage,
Münschen
1999, Seite 355
Im Spanischen wie im Deutschen
kann diese Funktion, eine Vermutung über
die Vergangenheit auszudrücken, auch
vom Futur II übernommen werden.
Habrá estado
borracho. = Er wird wohl betrunken gewesen
sein. |