Üblicherweise
wird bei der Darstellung der Personalpronomen eine
kleine, aber doch sehr bedeutende Kleinigkeit vergessen,
solche vergessene Aspekte wandern dann in die Internetforen,
wo sie Verwirrung stiften.
Akkusativ
im Spanischen, Dativ im Deutschen
1)
Das deutsche Personalpronomen
es ist erstmal unstrittig dritte Person, Singular,
sächlich, Nominativ / Akkusativ.
Nominativ: Das Kind kann noch nicht sprechen.
=> Es kann noch nicht sprechen. Akkusativ: Ich sehe das Kind nicht. => Ich
sehe es nicht.
2)
Weiter ist es ein unbestimmtes
Subjekt.
Es schneit.
3)
Und drittens, und das ist das,
was uns interessiert, referiert das Personalpronomen
es einen Sinnzusammenhang.
A: Glaubst du, dass er
das Auto repariert hat?
B: Nein, ich glaube es nicht
Das "es" referenziert
die ganze Frage (ob er das Auto repariert hat).
Hinsichtlich
des Spanischen ergibt sich dann folgendes Bild.
zu1)
Da es sächliche
Substantive im Spanischen nicht gibt, besteht
nicht wirklich eine Nachfrage nach einem
Personalpronomen, das sächliche Substantive
ersetzt. Einfacher. In dieser Funktion gibt
es das im Spanischen nicht, weil man es in
dieser Funktion nicht braucht.
zu 2)
Ein deutscher Satz will
ein Subjekt, da ist er gnadenlos. Er will
ein Subjekt selbst dann, wenn es keines gibt.
Ein Satz wie "Es schneit" hat eigentlich
kein Subjekt, denn das Subjekt ist entweder
derjenige, der die durch das Verb beschriebene
Handlung ausführt (im aktivischen Satz)
oder es ist der Adressat dieser Handlung
(im passivischen Satz). Mit demjenigen, der
da vor sich hinschneit, regnet, hagelt oder
was auch immer, hab ich aber noch nicht gefrühstückt. Da das Spanische
aber grundsätzlich das Subjekt im Verb versteckt
(No
habla nunca <=> ER spricht nie) besteht im Spanischen
auch keine Notwendigkeit, irgendjemanden künstlich einzuführen,
der es schneien lässt, deswegen heißt es schlicht
nieve <=> schneit.
Auch in dieser Funktion brauchen
wir das es im Spanischen also nicht.
zu
3)
Hier allerdings
brauchen wir ein Äquivalent des deutschen
Personalpronomens "es" auch im
Spanischen, und zwar ganz dringend. Sätze
nämlich, wo
ein Sinnzusammenhang referenziert werden muss, sind Legion, in dieser Funktion
brauchen wir einen Ersatz für das deutsche es. Es macht dann Sinn,
sich klar zu machen, dass im Deutschen nicht nur mit "es" Sinnzusammenhänge
referenziert werden können sondern auch mit "das".
A: Glaubst du, dass er kommt?
B: Nein, ich glaube es nicht. / Nein, ich glaube das nicht.
A: ¿Crees que va a venir?
B: No, no lo creo.
Im Deutschen können wir also sowohl mit "es" wie auch
mit "das" Sinnzusammenhänge referenzieren.
Ist der abstrakte Sinnzusammenhang
durch einen Relativsatz zu erläutern, haben wir im Deutschen die Konstruktion "das,
was"
Das, was er gestern gesagt hat,
ist wahr.
Das Demonstrativpronomen"das" steht
für
den Sinnzusammenhang, und das Relativadverb "was" referenziert
diesen Sinnzusammenhang, wobei der
Relativsatz selbst zwar nicht den Sinnzusammenhang
inhaltlich näher spezifiziert, aber kenntlich
macht, um welchen Sinnzusammenhang es sich handelt.
Im Spanischen ist in diesem Falle mit "esto
lo que" zu übersetzen, wobei das "esto lo que" zu "lo que" verkürzt werden kann.
Beispiel
Das, was er gestern gesagt
hat, ist wahr. =
Esto lo
que dijo ayer es verdad.
Was er gestern gesagt hat, ist wahr. =
Lo que dijo ayer es verdad.
Das Demonstrativpronomen "das" in dem Satz
oben (Das, was er gestern gesagt hat, ist wahr) ist übrigens
Subjekt des Satzes, wir haben also einen kleinen
Widerspruch, zu dem oben Gesagten, wo behauptet wurde,
dass wir im Spanischen keinen Ersatz für "es" als
Subjekt des Satzes brauchen. Von dieser
Regel gibt es nur eine einzige Ausnahme. Handelt es
sich um einen Relativsatz oder um einen verkappten
Relativsatz, der den referenzierten Sinnzusammenhang
näher bestimmt, so müssen wir im Spanischen
mit "lo que" konstruieren. Einfacher formuliert,
dem Deutschen was entspricht im Spanischen "lo
que".
"Es" oder "das"
als Subjekt des Satzes ohne nähere Bestimmung kann im Spanischen nur mit esto übersetzt
werden, nie mit lo, egal ob ein Sinnzusammenhang
referenziert wird oder ein Substantiv.