poder ist insofern ein Problem, als das Spanische hier
eine Unterscheidung macht, die das Deutsche nicht macht.
Der Spanier unterscheidet, ob man rein theoretisch in
der Lage ist, etwas zu tun, weil man es gelernt hat, oder
ob man tatsächlich in der Lage ist, etwas zu tun.
Auch wenn es Deutschen schwer fällt das einzusehen,
sind die unten stehenden Sätze grundverschieden.
Beispiele
Ich kann sehen.
Ich kann schreiben.
In dem Satz "Ich kann sehen" ist er in der Lage,
eine Tätigkeit auszuführen, die schlicht jeder
kann, der kein Lernprozess zugrunde liegt. In dem Satz
"Ich kann schreiben" kann er eine Tätigkeit
ausüben, der ein Lernprozess zugrunde liegt. Die
Tatsache aber, dass er es gelernt hat, heißt noch
lange nicht, dass er es kann, dass er im Moment in
der Lage ist, die gelernte Tätigkeit tatsächlich
auszuführen. Wenn er nämlich beide Arme im
Gips hat, dann kann er es zwar theoretisch, aber im Moment
leider nicht. Poder stellt also auf die tatsächliche
Möglichkeit ab, eine Tätigkeit durchzuführen,
saber auf die Tatsache, dass man prinzipiell dazu in der
Lage ist, weil man es gelernt hat.
Beispiele
El sabe escribir,
pero de momento no puede.
= Er kann schreiben, aber im Moment ist
er dazu nicht in der Lage.
Können muss also mit poder übersetzt werden,
wenn auf die tatsächliche Fähigkeit abgestellt
wird, den Vorgang durchzuführen. Können muss
mit saber übersetzt werden, wenn auf die Tatsache
abgestellt wird, dass die Kenntnisse zur Durchführung
der Tätigkeit erworben wurden.
Beispiele
Sabe escribir.
= Er kann schreiben.
Sé conducir. = Ich kann Auto fahren .
Sabemos español. = Wir können Spanisch.
Puedo comer. =
Ich kann essen.
Podemos dormir. = Wir können
schlafen.
Podéis ir. = Ihr könnt gehen.
Sätze wie (Sabemos dormir)
oder (Sé ver) sind also
Unsinn, weil es schlechterdings nicht vorstellbar ist,
dass es besonderer Kenntnisse bedarf, um zu schlafen.
Leute die nicht schlafen, können nicht schlafen:
No pueden dormir. Menschen, die nicht sehen können,
haben dieses Problem nicht aufgrund mangelnder Schulbildung.
Am Wissen fehlt es nicht. Der Satz "no sabe ver" hat zwar auch eine Bedeutung, aber diese ist philosophisch
abgründig. Der Satz besagt, dass er aufgrund mangelnden
Wissens die Schönheit eines Kunstwerkes, einer Landschaft
etc. nicht erkennen kann. Er müsste dann Marcel Proust
lesen, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, da lernt
man sehen.